Die Zeit des 20. Jahrhunderts in der Kunst war von einer außergewöhnlichen Vielfalt und Dynamik geprägt. Diese Periode erlebte eine rasante Abfolge von Kunstbewegungen, jede mit eigenen radikalen Ideen und Techniken, die die Grenzen der traditionellen Kunst sprengten. Das Jahrhundert war auch durch dramatische gesellschaftliche und politische Umwälzungen geprägt, die die Kunst nachhaltig beeinflussten. Hier ist ein Überblick über einige der wichtigsten Entwicklungen und Bewegungen:
Impressionismus (ca. 1860er-1880er):
Fauvismus (ca. 1904-1908):
Kubismus (ca. 1907-1914):
Expressionismus (ca. 1905-1920er):
Die Kunst des 20. Jahrhunderts wurde stark von den gesellschaftlichen und politischen Ereignissen dieser Zeit beeinflusst. Die beiden Weltkriege, die Große Depression, der Kalte Krieg und die Bürgerrechtsbewegungen hatten alle tiefgreifende Auswirkungen auf die Kunstproduktion und -theorie. Künstler reagierten auf diese Ereignisse, reflektierten und kommentierten sie durch ihre Werke.
Das 20. Jahrhundert war eine Zeit des radikalen Wandels und der Innovation in der Kunst. Jede Bewegung und jeder Stil trug zur kontinuierlichen Neudefinition dessen bei, was Kunst sein kann und sollte. Die Künstler des 20. Jahrhunderts forderten traditionelle Normen heraus, experimentierten mit neuen Materialien und Techniken und erweiterten die Grenzen des künstlerischen Ausdrucks. Diese dynamische und vielfältige Zeit legte den Grundstein für die moderne und zeitgenössische Kunst, wie wir sie heute kennen.
Herbst am See, 1913
Willy Schlobach (1865 Brüssel – 1951 Nonnenhorn am Bodensee)
Öl auf Leinwand, 90 x 112 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: WS 1913
Provenienz:
Privatsammlung, Flensburg
Laut mündlicher Mitteilung aus dem weiteren Familienkreis des Künstlers
Das Entstehungsdatum des Bildes legt nahe, darin ein Abschiedsbild zu sehen. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs, der Belgien sehr zusetzte, sah der deutschstämmige Schlobach sich gezwungen das Land zu verlassen und nach Deutschland zu ziehen (auch seine Frau war Deutsche). Die Herbststimmung suggeriert ebenfalls, dass etwas zu Ende geht. Für Schlobach persönlich war es die kreativste und erfolgreichste Zeit seines Künstlerlebens. In Deutschland knüpfte er nicht mehr an seine belgischen Erfolge an. Doch ging mit dem Krieg auch generell die „gute alte Zeit“ mit ihren für unverrückbar sicher gehaltenen Werten unter und ließ die Menschen im Allgemeinen und die Künstler im Speziellen ratlos zurück. Vielleicht hatte Schlobach eine Vorahnung, als er „Herbst am See“ malte.
Schon durch die Größe erweist sich das Gemälde als Hauptwerk. Schlobach bündelte sein ganzes Können und zeigte allen sein Genie. „Herbst am See“ ist ein farbprächtiges, pointillistisches Herbstfeuerwerk und die Quintessenz seines Schaffens als Mitglied der avantgardistischen Künstlervereinigung Les XX (Die 20).
Louise Modersohn-Breling mit Pelzkragen, 1912, verso Überschwemmte Wümmewiesen, 1924
Otto Modersohn (1865 Soest – 1943 Rotenburg / Wümme)
Gemalt 1912, bzw. 1924
Öl auf Malkarton, 50,8 x 64,7 cm
Signiert rechts unten: Otto Modersohn
Provenienz:
Nachlass Otto Modersohn;
Norddeutscher Privatbesitz
Expertise von Rainer Noeres, Otto Modersohn Museum, Fischerhude, 19. April 2020
Beidseitig bemalte Gemälde gibt es in Modersohns Oeuvre häufiger, großformatige Porträts dagegen so gut wie garnicht. Das macht das Porträt seiner dritten Frau zu etwas ganz Besonderem. Als wir das Bild kauften, war Louises Gesicht mit einem blauen Stift überkitzelt. Entweder war Modersohn damit unzufrieden, oder Louise, die eine sehr hübsche Frau war, hatte Einwände gegen ihr herbes Ebenbild. Auch der vom Bildrand abgeschnittene Oberkopf spricht dafür, dass der Künstler seinen Porträtversuch aufgab. 1924 recycelte er den Karton und malte auf die Rückseite überschwemmte Wiesen, die im Vergleich zu Louises ausdrucksstarkem Porträt ziemlich unspektakulär sind. Es ist ein großes Glück, dass das Porträt erhalten blieb und nicht übermalt wurde. Louises Schlangenblick, ihre topmodische Kleidung und Modersohns sicherer, expressiver Strich sind fantastisch. Und – sorry Louise – es ist auch ähnlich!
Weiblicher Halbakt, ca. 1929
André Derain (1880 Chatou b. Paris – 1954 Garches b. Paris)
Gemalt circa 1929
Öl auf Leinwand, 92 x 73 cm
Signiert rechts unten: A Derain
Provenienz:
Paul Guillaume, Paris;
Domenica Walter-Guillaume (seine Frau und Erbin), Paris;
Privatsammlung, Alain Bouret;
Katherine and Sophie Bouret
Literatur:
Michel Kellerman, André Derain, Catalogue Raisonné de l’œuvre peint (WVZ der Gemälde), Paris 1996, Bd. III, Nr. 1160, S. 217 abgebildet
Anfang der 1930er Jahren hing Derains „Weiblicher Halbakt“ im Büro des Kunsthändlers Paul Guillaume hinter dessen Schreibtisch.